Not-to-do Listen und die geheime Superkraft
To-do-Listen sind wie dieser eine Typ, den du mal gedatet hast: Anfangs geben sie dir das Gefühl, du hast alles im Griff. Drei Wochen später merkst du, dass sie dich eigentlich nur auslaugen. Deshalb habe ich irgendwann beschlossen, eine Not-to-do Liste zu führen, eine Liste mit Dingen, die ich einfach nicht mehr mache, weil meine Zeit sich manchmal nach Champagner anfühlt. Und den genießt man pur, nicht verdünnt.
Ganz oben steht seit Jahren: Keine „Kaffee-Dates“ mit Menschen, die ich eigentlich gar nicht sehen will. Wir kennen das alle: Jemand schreibt „Wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen!“. Und statt ehrlich zu sagen „Ich glaube, wir sind durch“, sagt man: „Ja klar, lass uns was ausmachen!“ Zwei Wochen später sitzt du da, schlürfst einen Latte, hörst dir die Story von ihrem Hamster an und fragst dich, warum du nicht einfach Netflix und deiner Jogginghose treu geblieben bist.
Nummer zwei: Kein Smalltalk über das Wetter. Ich schwöre, wenn mir noch einmal jemand erzählt, dass es „für diese Jahreszeit ungewöhnlich mild“ ist, fange ich an, Eintritt zu verlangen.
Nummer drei: Keine Meetings ohne klaren Grund. Ich habe schon so viele „Brainstormings“ überlebt, dass ich bei dem Wort automatisch die Flucht ergreifen möchte. Wenn es keine Agenda gibt, ist es kein Meeting. Es ist Gruppentherapie mit schlechter Beleuchtung.
Nummer vier: Nicht mehr „nur kurz reinschauen“ in den E-Mail-Posteingang am Sonntagabend. Das endet nämlich IMMER damit, dass man um 23:14 Uhr noch eine Excel-Tabelle aufmacht, während andere Leute schon in der Badewanne sitzen und Wein trinken.
Und mein absoluter Favorit: Keine Männer mehr daten, die „spontan“ um 22:30 Uhr schreiben, ob man noch vorbeikommen will. Das ist kein Date! Das ist Fastfood. Und wir wissen beide: Fastfood schmeckt kurzfristig, aber man bereut es schon, bevor man die Verpackung entsorgt hat.
Das Schöne an einer Not-to-do-Liste? Sie gibt dir Raum. Raum für das, was wirklich wichtig ist. Wie ein Kleiderschrank, den du endlich mal ausmistest. Nur eben für dein Gehirn. Seit ich meine Liste habe, ist mein Kalender leerer und meine Laune besser. Ich habe plötzlich Zeit für Dinge, die mich wirklich motivieren. Und vor allem keine Ausreden mehr, warum ich sie nicht tue. Und wenn doch mal jemand beleidigt ist, weil er auf meiner „Not-to-do-Liste“ gelandet ist? Dann sage ich nur: „Sorry, ich priorisiere gerade.“ Das klingt produktiv, erwachsen. Und ein kleines bisschen so, als hätte ich einen persönlichen Assistenten, der alles koordiniert.
Mein Tipp: Probier mal eine Not-to-do-Liste. Fang bei den nervigsten Zeitfressern an und streich sie raus. Ich verspreche dir, nach drei Tagen fühlst du dich wie Beyoncé… nur ohne die Verpflichtung, ein Album rauszubringen.