Warum dein innere Monolog einen besseren Ton braucht

Es gibt diese Tage, an denen man das Gefühl hat, im Kopf läuft ein Radiosender, den man nie abonniert hat. Leider auch ohne „Skip“-Taste.

Dieser Sender spielt keine Musik. Er sendet ausschließlich Kommentare wie: „Das Kleid macht dich breiter.“ „Das Meeting heute… das wird nix.“ „Du hast bestimmt den Herd angelassen.“ Ich nenne diese Stimme meinen persönlichen Moderator. Der Typ taucht pünktlich in den unpassendsten Momenten auf. Beim ersten Date: „Er schaut dich so an, weil er denkt, du isst gleich den Nachtisch zu gierig.“ Beim Blick auf den Kontostand: „Wie süß… du hast noch genau genug Geld für einen Kaffee. Aber ohne Milch.“ Im Fitnessstudio: „Interessant… diese Hantel hebt sonst nur der Trainer. Aber hey, probier’s ruhig.“

Irgendwann habe ich beschlossen, dass mein innerer Moderator dringend eine Fortbildung braucht. Wenn er schon kommentiert, dann bitte wie ein netter Radiomoderator, der morgens gute Laune verbreitet und nicht wie ein muffeliger Onkel auf einer Familienfeier.

Mein erster Trick: Senderwechsel. Jedes Mal, wenn der alte Sender anspringt („Kanal Selbstzweifel FM“), stelle ich mir vor, wie ich auf einen anderen Kanal umschalte. Einen, der sagt: „Das könnte richtig gut werden.“ Glaub mir, schon beim ersten Versuch wirkt’s so, als hättest du statt Kaffee plötzlich Espresso mit Schokolade getrunken.

Mein zweiter Trick: Ironie statt Defensive. Wenn die Stimme wieder meckert: „Deine Haare stehen in alle Richtungen.“ Dann antworte ich: „Logisch, das ist Avantgarde. Das trägt man in Paris genauso.“ Plötzlich ist die Stimme still. Sarkasmus überfordert sie eindeutig.

Mein dritter Trick: Lautstärke runterdrehen. Am besten geht das, wenn man sich selbst dabei ertappt. Einfach lachen. Neulich im Yoga meinte die Stimme: „Alle sehen schlanker aus als du.“ Ich hab laut gelacht. Die halbe Gruppe hat sich umgedreht. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, und in meinem Kopf lief die Dauerschleife: Bitte einfach so tun, als wärst du unsichtbar.

Das Schöne ist: Dein innerer Monolog darf meckern. Doch wenn er ständig so tut, als wärst du mitten in Sturm der Liebe, verpasst du die echten Momente.

Also: Dreh den Ton, bis die Stimme klingt wie eine Freundin, die dich antreibt, statt wie eine Mitbewohnerin, die deinen Kühlschrank leerfrisst und sich dann beschwert, dass nix mehr da ist. Denn am Ende gilt: Dein Leben ist zu kurz für einen Moderator, der dich nicht mag. Und wenn er trotzdem meckert, bitte einmal freundlich, aber bestimmt sagen: „Danke für den Input, aber wir spielen jetzt meine Playlist.“